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Heute mal wieder etwas aus der Rubrik Netflix. Durch Zufall bin ich im Januar auf eine recht ungewöhnliche Serie aufmerksam geworden. Im Laufe der zwei Staffeln hat diese sich als echtes Juwel erwiesen. Deswegen geht es jetzt um Shtisel – Inside a hasidic family

…und wenn man einmal angefangen hat Shtisel zu schauen, dann ist man völlig im Bann der gleichnamigen Familie, um die es in den zwei Staffeln geht. Eine absolute Empfehlung also.

Shtisel – Inside a hasidic family

Aber fangen wir mal von vorne an. Die Serie handelt vom Leben der Familie Shtisel. In deren Mittelpunkt steht der strenge aber doch liebenswürdige Vater und Rabbi Shulem Shtisel.

Shtisel-Inside a hasidic family Familie Shtisel

Akiva Shtisel (26), der jüngste Sohn von Rabbi Shulem, der ebenfalls Rabbi ist und begonnen hat in einer Schule zu unterrichten, ist aber der eigentliche Protagonist. Und seine Passion ist es zu malen. Jeder der sich auch nur ein bisschen mit dem charedischen Judentum beschäftigt hat, ahnt zu welchen Problemen das führen wird.

Was das malen angeht ist Akiva übrigens so begabt, dass im Laufe der zwei Staffeln ein bekannter Galerist auf ihn aufmerksam wird und beginnt ihn zu fördern. Aber er zögert. Man merkt wie hin und her er gerissen ist von der Möglichkeit seinem Traum nachzugehen oder seinem Glauben treu zu bleiben.

Er wohnt übrigens noch bei seinem Vater und ist auf der Suche nach einer Frau und durchläuft das übliche Procedere. Das sich auch das nicht ganz einfach gestaltet dürfte klar sein. Mich hat der der Satz: “ Lieber eine Scheidung, als eine Verlobung auflösen“ schon sehr gewundert.

Shtisel-Inside a hasidic family Akiva und Libbi

Wer übrigens glaubt, dass sich Shulem als Patrich der Familie moralisch korrekt verhält, so wie er es seinen Kindern durchaus einige Male vorwirft, dass sie ebendieses nicht tun, der irrt. Nach dem Tod seiner Frau, ist er auf der Suche nach einer neuen Frau und verhält sich dabei oftmals so daneben, dass es einem zum Fremdschämen bringt.

Mit ihm als Figur habe ich persönlich auch am meisten gehadert. Manchmal ist er verständnisvoll. Dann wieder so streng, dass er dabe den Traum von Akiva zu zerstören. Ähnliches gilt für die anderen Geschwister.

Frauen in der charedischen Gesellschaft

Die zweite interessante Geschichte wird über Gitti, einer der Schwestern von Akiva, erzählt. Sie wird von Ihrem Mann mit fünf Kindern sitzen gelassen und muss schauen wie sie Geld verdient. Gleichzeitig muss sie eben auch verbergen, dass ihr Mann sie im Stich gelassen hat. Denn sie wurde nicht geschieden und so ist es ist ihre Schande und diese darf keinesfalls bekannt werden.

Sie versucht daraufhin Geld in der säkularen Mehrheitsgesellschaft zu verdienen. Aber man macht es der ungebildeten Mutter ohne Smartphone schwer, Fuss zu fassen.

Shtisel-Inside a hasidic family Gitti mit Ruchami

Verbotene Serien

Sehr viel Sympathie hat man übrigens für Shulems Mutter, die in einem Altenheim lebt. Dort lässt sich sich zur Entrüstung ihres sittenstrengen Rabbinersohns einen Fernseher ins Zimmer bringen und schaut verbotene Liebensfilme. Auch mit Ruchami, der ältesten Tochter von Gitti, leidet man, wenn Sie mutig versucht ihren eigenen Weg zu gehen.

In Shtisel spielt übrigens die säkulare Welt draußen überhaupt keine Rolle, ebenso wenig der Holocaust. Die Serie ist eine unglaublich genau beobachtete Familiensaga, die typische Probleme, mit denen chassidische Jüdinnen und Juden zu kämpfen haben, aufzeigt.
Die prekären Verhältnissen, das sehr strenge Regime der Alten, das mitunter das Leben der Jungen stört und zerstört und ein sehr altmodisches Frauenbild.

Das alles zeigt Shtisel, aber vergisst darüber nicht, unterhaltsam und humorvoll zu sein.

Wie weit weg sind wir von dieser Serie?

Nicht so sehr weit würde ich sagen, denn zieht man die religiösen Vorschriften ab, dann sind wir auch nicht anders als die Familie Shtisel. Was ist erlaubt und was nicht, was dürfen die eigenen Kinder und was kommt keinesfalls in Frage.

An den Rändern der Modernität und über Generationen weiter gegebener Tradition vollführen die Shtisels eine heitere und bittere Gratwanderungen.

Shtisel – Inside a hasidic family war mein Serien Tipp für den Februar. Wer weitere Serien Reviews und Empfehlungen sucht, der kann sich meine Tipps für den Herbst hier (The Handsmaid’s Tale) und hier (The Hauting of Hill House) durchlesen. Meine Winterempeflung findet ihr hier (The Sinner Staffel 2).